7 Jahre nach der MHG-Studie und zahlreichen anderen Studien reicht es nicht mehr aus, unspezifisch von "bitteren Erfahrungen" zu sprechen, die auch so gelesen werden könnten, als sei die Kirche selbst "Opfer" und leide am Ehr-Verlust durch Missbrauchsbezichtigung.
Der Synodale Weg wurde 2019 aus der Erkenntnis heraus initiiert, dass systemische (also strukturelle und systemspezifische) Faktoren Missbrauch in der Kirche begünstigt haben: das unreflektierte, spiritualisierte klerikale Machtgefälle, das Selbstverständnis als heilige Kirche, die sich gar nicht versündigen könne, die Idee, dass Priester diese heilige Kirche repräsentierten, also gar keine Täter werden könnten, dass Missbrauch durch Priester höchstens Einzelfälle und Ausnahmen seien und es ausreiche, durch bessere Auswahl und gezielte Maßnahmen Taten zu verhindern. Die bittere Erkenntnis, dass das nicht so ist und dass das kirchliche Selbstverständnis und Priesterbild selbst hochambivalent sind und daran gearbeitet werden muss, sollte über den Synodalen Weg produktiv werden und zu systemischen Veränderungen führen. Auch wenn die noch lang nicht erreicht sind und ihre Notwendigkeit von interessierten Kreisen bis heute geleugnet wird, sollten wir nicht hinter diesen Erkenntnisstand und dieses Ziel zurückfallen.

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